Für R., im August 2004
________________________________________________________

Frauenmonolog

Ich habe manche Nacht um uns geweint.
Du hast daneben tief und fest geschlafen.
Ich sah in dein Gesicht und hab gemeint,
du spürst es, wenn dich solche Blicke trafen.

Seit siebzehn Jahren bin ich deine Frau,
steh im Beruf, wie man so sagt, und mache
den Haushalt nebenbei. Nicht sehr genau,
denn auch die Kinder und Senioren sind noch meine Sache.

Wenn ich am Spiegel stehe und sehe mich an,
das mach ich manchmal noch vorm Schlafen gehen,
fragt mich mein Spiegelbild: Für welchen Mann,
willst du noch hin und wieder gut aussehen?

In der Stadt sieht mir mancher nach
und hat wahrscheinlich kaum etwas dagegen....
Doch du merkst nichts, ich liege bei dir brach,
auch in unsrer Ehe sind wir nur Kollegen.

Ich denke oft, vielleicht betrügt er mich,
und bin zu müde, darüber nachzugrübeln.
Ich geh ins Bett und warte doch auf dich.
Das Warten ist das Schlimmste von den Übeln.

Dann kommst du endlich, und ich weiß genau,
du kommst nach Hause, um gleich einzuschlafen.
Zu reden gibt es nichts mit deiner Frau.
Wofür willst du mich eigentlich bestrafen?

Ich kann mir denken, was dich noch hält.
Du wohnst ganz gut, du kannst dein Frühstück essen,
und deine Frau verdient sich selbst ihr Geld.
Und wenn du willst, kannst du uns leicht vergessen.

Noch bin ich jung, noch hat es einen Sinn,
noch ist es leichter, ohne dich zu leben.
Das kleine Bisschen, das ich dir noch bin,
ist mir zu wenig, um mich aufzugeben.

nach H. Kahlau

zurück