Von den Kindern
Deine Kinder sind nicht Deine
Kinder.
Sie sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach
sich selbst.
Sie kommen durch Dich, aber nicht
von Dir,
und obwohl Sie mit dir sind, gehören Sie dir doch
nicht.
Du kannst ihnen Deine Liebe geben,
aber nicht Deine Gedanken,
denn Sie haben Ihre eigenen Gedanken.
Du kannst Ihrem Körper ein Heim geben,
aber nicht Ihrer Seele,
denn Ihre Seele wohnt im Haus von morgen,
das Du nicht besuchen kannst,
nicht einmal in Deinen Träumen.
Du kannst versuchen, Ihnen gleich
zu sein,
aber suche nicht, Sie Dir gleich zu machen.
Denn das Leben geht nicht rückwärts
und verweilt nicht beim Gestern.
Du bist der Bogen, von dem Deine Kinder
als
lebende Pfeile ausgeschickt werden!
Der Schütze sieht das Ziel auf dem Pfad der
Unendlichkeit, und Er spannt euch mit Seiner Macht, damit seine
Pfeile schnell und Weit fliegen. Lasst euren Bogen von der Hand
des Schützen auf Freude gerichtet sein. Denn so wie Er den
Pfeil liebt, der fliegt, So liebt Er auch den Bogen, der fest
ist.
Khalil Gibran,
arab. Dichter (1883-1931)
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