Die Seele baden

Viel zu gering schätzen wir normalen Mitteleuropäer die psychische Wirkung des Badens und denken im allgemeinen nur an Säuberung, wenn wir in die Wanne steigen. Meist aus Zeitmangel tun wir nicht einmal das, sondern nutzen die schnelle Dusche, um der Körperhygiene Genüge zu tun. Der Alltag mit Stress und Hektik hat uns fest im Griff.

Verspannungen, Kopfschmerzen, Magenbeschwerden lassen da nicht lange auf sich warten. Natürlich ist ein Bad kein Allheilmittel gegen unbewältigte Probleme, aber in vielen unausgeglichenen Lebenslagen kann es dazu beitragen, das seelische Gleichgewicht wiederherzustellen. Morgenmuffel, die es schwer haben, gleich nach dem Aufstehen so richtig aktiv zu werden, wissen es zu schätzen - das erfrischende Bad, das Müdigkeit und schlechte Laune vertreibt wie die Sonne den Frühnebel. Genüssliche Abendbäder dagegen sind eine gute Vorbereitung, für erholsamen Schlaf.

Wer es nur mühsam schafft - oder schon gar nicht mehr -, Probleme zu schieben und loszulassen, dem bereitet ein ausgiebiges warmes Bad das Gefühl von Geborgenheit und Entspannung. Duftende Essenzen beruhigen den Körper und die Seele und stimmen darauf ein, den Tag noch einmal an sich vorüberziehen zu lassen und mit sich ins reine zu kommen. Nein, ein Bad in der Wanne ist nicht in erster Linie da, um den Körper zu reinigen.

Wer hat nicht schon von Kneipp'schen Wasseranwendungen und Prießnitz'schen Wickeln - hydrotherapeutische Heilmethoden für vielerlei körperliche Leiden - gehört. Doch die hilfreichen Möglichkeiten häuslichen Badens bei psychischen Belastungen sind uns weniger bewusst. Aber ganz intuitiv flüchtet man in die Wanne, wenn man sich nicht wohl fühlt. Bei Muskelschmerzen durch Überarbeitung, Existenzängsten, in depressiven Stimmungen, in jeder schlechten Gemütsverfassung ein Bad mit den richtigen Badezusätzen, die man sich selber herstellt oder kauft - kann manches erleichtern und wieder ins Lot bringen. Auch Traurigkeit oder Liebeskummer lassen sich - wenigstens vorübergehend - ins warme Wasser versenken.
 

Buchempfehlung
Titel: Baden - Zeit zum Träumen, 128 S.
Autorin: Erika Büttner
Herausgeber: BuchVerlag für die Frau GmbH, Leipzig 1998

 

Lyrische Badeszenen


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