Badegedichte
Lyrische Badeszenen und mehr über das Baden

Bade dich glücklich

Die Seele baden

Die Geschichte des Badens

Humor im Bad

Humor im Klo

Busch "Das Bad am Samstagabend"



Wenn die Tochter heiratet, verliert ein Vater zwar die Mitgift,
aber er gewinnt das Badezimmer.
Robert Lemke

 

Mein Wannenbad

Es muss wieder mal sein.
Also: Ich steige hinein
In zirka zwei Kubikmeter See.
Bis übern Bauch tut es weh.
Das Hähnchen plätschert in schamlosem Ton,
Ich atme und schnupfe den Fichtenozon,
Beobachte, wie die Strömung läuft,
Wie dann clam, langsam mein Schwamm sich besäuft.
Und ich ersäufe, um allen Dürsten
Gerecht zu werden, verschiedene Bürsten.
Ich seife, schrubbe, ich spüle froh.
Ich suche auf Ausguck
Vergebens nach einem ertrinkenden Floh,
Doch fort ist der Hausjuck.
Ich lehne mich weit und tief zurück,
Genieße schaukelndes Möwenglück.
Da taucht aus der blinkenden Fläche, wie
Eine Robinsoninsel, plötzlich ein Knie;
Dann - massig - mein Bauch - eines Walfisches Speck.
Und nun auf Wellen (nach meinem Belieben
Herangezogen, davongetrieben),
Als Wogenschaum spielt mein eigenster Dreck.
Und da auf dem Gipfel neptunischer Lust,
Klebt sich der Waschlappen mir an die Brust.
Brust, Wanne und Wände möchten zerspringen,
Denn ich beginne nun, dröhnend zu singen
Die allerschwersten Opernkaliber.
Das Thermometer steigt über Fieber,
Das Feuer braust, und der Ofen glüht,
Aber ich bin schon so abgebrüht,
Dass mich gelegentlich Explosionen -
- Wenn´s an mir vorbeigeht - -
Erfreun, weil manchmal dabei was entzweigeht,
Was Leute betrifft, die unter mir wohnen.
Ich lasse an verschiedenen Stellen
Nach meinem Wunsch flinke Bläschen entquellen,
Erhebe mich mannhaft ins Duschengebraus.
Ich bück mich. Der Stöpsel rülpst sich hinaus,
Und während die Fluten sich gurgelnd verschlürfen,
Spannt mich das Bewußtsein wie himmlischer Zauber,
Mich überall heute zeigen zu dürfen,
Denn ich bin sauber. –

Joachim Ringelnatz
(1883-1934)
Quelle: "Sämtliche Gedichte", Diogenes-Verlag, 1997

 

Wie wichtig die seelische und geistige Entspannung und die Freude am Baden sind, 
hatte der Marburger Arzt Johann Dryander bereits im 16. Jh. erkannt: 
"Dann wer nitt freüdig im bade ist, und alle sorge und anligens des gemüts auff die zeit zurück schlegt, 
soll nitt vil nutzes vom bade bekommen".

 

Ein Bad erfrischt den Körper, eine Tasse Tee den Geist.
Japanisches Sprichwort

 

"Das Frauenbad" von Albrecht Dürer (1471-1521)

 

Badelied

Auf Freunde, herunter das heiße Gewand
Und tauchet in kühlende Flut
Die Glieder, die matt von der Sonne gebrannt,
Und holet von neuem euch Mut.

Die Hitze erschlaffet, macht träge uns nur,
Nicht munter und tätig und frisch,
Doch Leben gibt uns und der ganzen Natur
Die Quelle im kühlen Gebüsch.

Vielleicht daß sich hier auch ein Mädchen gekühlt
Mit rosichten Wangen und Mund,
Am niedlichen Leibe dies Wellchen gespielt,
Am Busen so weiß und so rund.

Und welches Entzücken! dies Wellchen bespült
Auch meine entkleidete Brust.
O! wahrlich, wer diesen Gedanken nur fühlt,
Hat süße entzückende Lust.

Novalis (1772-1801)

 

"Frauen im Bade" von Ernst Ludwig Kirchner (1880-1938)

 

Im Bade

Kaltes über kaltes Wasser gieß ich in das Bad hinein:
Es verdampft, wie eingesogen von der Wanne heißem Stein;
Und er kann den Brand nicht stillen in der Flut, die ihn umspült,
Seit er einmal ihres Leibes vollen Flammendruck gefühlt.

Ach, in diesem Feuersprudel soll ich baden meine Brust?
Kühlung such ich in dem Wasser, und es glüht von Liebeslust.
Herz, wo willst du hin dich retten? Werde Wasser, werde Stein,
Auch im Stein und Wasser zündet sie der Liebe süße Pein.

Wilhelm Müller (1794-1827)

 

 

Die 1963 verstorbene Dichterin Sylvia Plath wollte niemals ohne das Glück einer mit warmem Wasser gefüllten Badewanne auskommen. Von ihr stammt der schöne Satz:

"Es gibt wahrscheinlich ein paar Dinge,
die ein heißes Bad nicht heilt.
Aber mir fallen gerade nicht viele ein."

(Quelle: Simplify-your-day-Abreisskalender von Werner Tiki Küstenmacher, Blatt 7.9.2004)

Danke, Barbara, für diesen Beitrag!

 

 

Auf einem Zettel in der Badestube

Hier liege, glückliches Papier,
Bis die Geliebte blickt nach dir,
Und rollt dich auf und liest und lacht
Und denkt: Wer hat mir das gemacht?

Sie hebt dich auf, sie steckt dich ein,
Sie wirft dich weg, es könnte sein:
Dann lieg am Boden still und stumm
Und rühr dich nicht und sieh dich um.

Und sieh, was ich nicht denken kann,
Mit unverwandten Blicken an.
Sie fühlt bei dir sich nicht belauscht,
Die Hülle sinkt, das Wasser rauscht.

O fliege, glückliches Papier,
O fliege dann zurück zu mir!
Was ich gedacht, dir ward`s vertraut,
Vertraue mir, was du geschaut.

Wilhelm Müller (1794-1827)


Seine zu Volksliedern gewordenen Gedichte "Am Brunnen vor dem Tore..."
oder "Das Wandern ist des Müllers Lust" kennt auch heute noch (fast) jeder. 
Franz Schubert hätte nie seine unvergleichlichen Liederzyklen "Die schöne Müllerin" und "Winterreise"
komponieren können,  wenn nicht zuvor Wilhelm Müller die Gedichte geschrieben hätte.
Wer ist Wilhelm Müller?  Biographie

 

"Spiegel über dem Waschtisch" von Pierre Bonnard (1867-1947)

 

An meinen Badeschwamm

Großer Schwamm, du braver Bronnen,
drauf mein Aug' erwachend säumt,
der an seinem Garn versonnen
an des Ofens Vorsprung träumt!

Brüt ich über Denkdoktrinen,
nehm ich dich als Vorwurf gern;
und dann dienst du deinem Herrn
anders, als sonst Schwämme dienen.

Wie vom Schwert der Cherubim
wirst du dann von ihm entkleidet -
Farbe, Form, Charakter scheidet,
und du wirst ein Ding an ihm.

Doch nur etliche Minuten
schwebst du so, des Selbst beraubt ...
Und dann strömst du kühle Fluten
über sein erquicktes Haupt

Christian Morgenstern (1871-1914)

"Die großen Badenden" von Paul Cezanne (1839-1906)

 

 Morgenstund hat Gold im Mund

Ich bin so knallvergnügt erwacht.
Ich klatsche meine Hüften.
Das Wasser lockt. Die Seife lacht.
Es dürstet mich nach Lüften.

Ein schmuckes Laken macht einen Knicks
Und gratuliert mir zum Baden.
Zwei schwarze Schuhe in blankem Wichs
Betiteln mich ”Euer Gnaden.“

Aus meiner tiefsten Seele zieht
Mit Nasenflügelbeben
Ein ungeheurer Appetit
Nach Frühstück und nach Leben.

Joachim Ringelnatz (1883-1934)

"Badende Männer" von Paul Cezanne (1839-1906)

 

Was ist ein wahrer Musikfreund?
Ein wahrer Musikfreund ist ein Mann, der im Badezimmer einen glockenreinen Sopran hört
 - und sein Ohr ans Schlüsselloch legt

 

Die schönste Schiebewand nichts nützt,
wenn es durch dieselbe spritzt.
Am besten ist, dass man sich reinigt,
sofern der Vorgang einen peinigt,
in einem warmen Wannenbad,
wovon Dein Liebchen auch was hat,
sofern es in der Wanne sitzt
und Dich nicht all zu sehr erhitzt.
(unbekannt)

 

BADEGEDICHT

Ein Lob dem Bade, dem warmen Guss,
der spült den Staub und des Tages Verdruss!
Ein Lümmel ist er, der trieft und stinkt,
wer heißes Wasser nicht laut besingt.

O zärtlich klingt des Regens Laut,
Und das Rieseln des Baches im Wiesenkraut,
Doch nimmer tut der Regen und Bach so gut,
wie heißes Wasser im Zuber (kleine Wanne) tut.

Auch kaltes Wasser, allenfalls
netzt, wenn man durstig ist, den Hals;
Doch geht´s ans Trinken, raten wir:
Das bessre Kehlenbad ist Bier.

J.R.R.R. Tolkien (1892-1973)

 

Lukas Cranach d.J.

 

Diogenes in der Badewanne

Wenn's nicht langt, dann geht die Rechnung
scheinbar niemals richtig aus,
und Du magst Dich drehen,
so rum - oder so.
Bei zu wenig Wasser in der Wanne
schaut der Bauch hinaus,
wenn Du Dich auf den Bauch legst
 - friert der Po.
Also wendest Du Dich einfach seitwärts,
denn geteiltes Wasser ist nur halber Schmerz.
Auf die Art und Weise ist die Rechnung wieder glatt.
Es ist gut, dass jedes Ding vier Seiten hat.

Fred Endrikat (1890-1942)

 

"Sauna führt zu starker Wasserausscheidung über die Schweißdrüsen." – Bertelsmann-Lexikon
"Das Bad ist eine größere Menge temperiertes Wasser in einer Wanne zur Säuberung" – Der Duden
"Inder betrachten das übliche Wannenbad als einen außerordentlich schmutzigen Brauch" – Santha Rama Rau.

Das Bad

Hier badete Amor sich heute
Der Unvorsichtge entschlief
Da kamen die Nymphen voll Freude
Und tauchten die Fackel ihm tief
Ins Quellchen, da mischten sich Wellen
Und Liebe; sie täuschten sich sehr
Die Nymphen, sie tranken mit hellem
Gewässer die Liebe nur mehr.
O! Mädchen, die Liebe nicht scheuen,
Die trinken die liebliche Flut.
Die Liebe, die wird sie erfreuen
Mit sanfter entzückender Glut.
Ich hab mich hier oftmals gebadet
Mit meiner Laura allein,
Und nach dem Bade so ladet
Der Schlummer im Grase uns ein.

Novalis (1772-1801)
 

Lyrisches (Auswahl) nach oben