Mein privates Dankeschön !

An
die Freunde
Wieder einmal ausgeflogen,
Wieder einmal heimgekehrt;
Fand ich doch die alten Freunde
Und die Herzen unversehrt.
Wird uns wieder wohl vereinen
Frischer Ost und frischer West?
Auch die losesten der Vögel
Tragen allgemach zu Nest.
Immer schwerer wird das Päckchen,
Kaum noch trägt es sich allein;
Und in immer engre Fesseln
Schlinget uns die Heimat ein.
Und an seines Hauses Schwelle
Wird ein jeder festgebannt;
Aber Liebesfäden spinnen
Heimlich sich von Land zu Land.
Theodor
Storm (1817–1888)
Das
Lied von der Freundschaft
Töricht
ist's dem sanften Glühen,
Das die Freundschaft mild erregt,
Jene Wunden vorzuziehen,
Die die Liebe grausam schlägt.
Liebe nimmer uns erscheine,
Freundschaft bleib' uns zugewandt!
Wer verlässt Italiens Haine
Für Arabiens heißen Sand?
Für das flüchtige Entzücken,
Das die Liebe sparsam bringt,
Wie viel Qualen uns durchzücken,
Welcher Schrecken uns umringt!
Liebe mag die Blicke weiden,
Wenn ihr Opfer sinkt ins Grab;
Freundschaft nahet sich dem Leiden,
Trocknet ihm die Tränen ab.
Drum der Liebe bangen Schmerzen,
Ihrer Trunkenheit entflohn,
Woll'n der Freundschaft wir die Herzen
Reichen uns zu schönerm Lohn.
Uns die Freundschaft zu versüßen
Noch mit einer schönern Zier.
Laß mich dich als Bruder grüßen,
Gib den Schwesternnamen mir!
Freundschaft ist ein Knotenstock auf Reisen,
Lieb' ein Stäbchen zum Spazierengehn.
Adelbert
von Chamisso (1781-1838)
In
ein Stammbuch
Franz Grillparzer (1791-1872)
Dem nur blühet wahres Glück,
Den auf seinem Pfade Freundschaft leitet.
Was es seinen Lieblingen bereitet,
Gab dir alles das Geschick.
Eins nur ist zu geben mir geblieben
Und dies einzige biet ich dir an:
Eine Seele, die dich innig lieben
Und dir Freundschaft geben kann.
Freundschaft, Liebe...
Freundschaft,
Liebe, Kirch und Heilige, Kreuze, Bilder,
Altar und Kanzel und Musik. Es tönet ihm die Predigt.
Die Kinderlehre scheint nach Tisch ein schlummernd müßig
Gespräch für Mann und Kind und Jungfraun, fromme Frauen;
Hernach geht er, der Herr, der Burgersmann und Künstler
Auf Feldern froh umher und heimatlichen Auen,
Die Jugend geht betrachtend auch.
Friedrich Hölderlin (1770-1843) |
Ein
Herz laviert nicht
Ich nenne keine Freundschaft heiß,
die niemals, wenn's ihr unbequem,
den Freund zu überraschen weiß
trotzdem
Denn wenn sie Zeit und Mühe scheut,
ein Unverhofft zu bringen,
das einen Freund unendlich freut,
dann hat sie keine Schwingen.
Den Umfang einer Wolke misst
kein Mensch. Weil sie nicht rastet,
noch ihre Freiheit je vergisst. -
Ich glaube: Keine Wolke ist
mit Arbeit überlastet.
Joachim Ringelnatz (1883-1934)
Der
Blinde und der Lahme
Christian
Fürchtegott Gellert (1715-1769)
Von ungefähr muss einen Blinden
Ein Lahmer auf der Straße finden,
Und jener hofft schon freudenvoll,
Dass ihn der andre leiten soll.
"Dir", spricht der Lahme, "beizustehn?
Ich armer Mann kann selbst nicht gehen;
Doch scheint´s, daß du zu einer Last
Noch sehr gesunde Schultern hast.
Entschließe dich, mich fortzutragen,
So will ich dir die Stege sagen:
So wird dein starker Fuß mein Bein,
Mein helles Auge deines sein."
Der Lahme hängt mit seinen Krücken
Sich auf des Blinden breiten Rücken.
Vereint wirkt also dieses Paar,
Was einzeln keinem möglich war.
Du hast das nicht, was andre haben,
Und andern mangeln deine Gaben;
Aus dieser Unvollkommenheit
Entspringt die Geselligkeit.
Wenn jenem nicht die Gabe fehlte,
Die die Natur für mich erwählte,
So würd er nur für sich allein
Und nicht für mich bekümmert sein.
Beschwer die Götter nicht mit Klagen!
Der Vorteil, den sie dir versagen
Und jenem schenken, wird gemein,
Wir dürfen nur gesellig sein.
Dem
Freunde aufs Grab
Carl
Zuckmayer (1896-1977)
Menschen und Werke vergehn im Ufer- und Namenlosen.
Taten verlieren den Sinn, wenn ihre Stunde verweht.
Uns aber bleibt, gleich dem Stein überwittert von Moosen,
Was als heilige Inschrift den Wandel der Zeiten besteht.
Freunde, im Zeichen des Freundes erhöht und erhoben,
Freunde, im Bilde des Freundes erkennt euer wahres Gesicht.
Freunde, im Geiste des Freundes darf unser Wort ihm geloben,
Was uns im Leben verbündet, im Tod liebend verflicht.
Wort an Wort
Wir
wohnen
Wort an Wort
Sag
mir
dein liebstes
Freund
meines heißt
DU
Rose Ausländer
Friends
A friend is someone we turn to
when our spirits need a lift,
A friend is someone we treasure
for our friendship is a gift.
A friend is someone who fills our lives
with beauty, joy, and grace
And makes the whole world we live in
a better and happier place.
Jean Kyler McManus
Freundschaft
Friedrich Martin von Bodenstedt (1819-1892)
Pseudonym: M.Reckenlob
Wenn Jemand schlecht von
deinem Freund spricht,
Und scheint er noch so ehrlich: glaub' ihm nicht!
Spricht alle Welt von deinem Freunde schlecht:
Mißtrau' der Welt und gib dem Freunde Recht!
Nur wer so standhaft seine Freunde liebt,
Ist werth, daß ihm der Himmel Freunde giebt.
Ein Freundesherz ist ein so selt'ner Schatz,
Die ganze Welt beut nicht dafür Ersatz;
Ein Kleinod ist's voll heil'ger Wunderkraft,
Das nur bei festem Glauben Wunder schafft -
Doch jedes Zweifels Hauch trübt seinen Glanz,
Einmal zerbrochen wird's nie wieder ganz.
Drum: wird ein solches Kleinod dir beschert,
O trübe seinen Glanz nicht, halt es werth!
Zerbrich es nicht! Betrachte alle Welt
Als einen Ring nur, der dies Kleinod hält,
Dem dieses Kleinod selbst erst Werth verleiht,
Denn wo es fehlt, da ist die Welt entweiht.
Doch würdest du dem ärmsten Bettler gleich,
Bleibt dir ein Freundesherz, so bist du reich;
Und wer den höchsten Königsthron gewann
Und keinen Freund hat, ist ein armer Mann.
Gemeinsam
Vergesset nicht
Freunde
wir reisen gemeinsam
besteigen Berge
pflücken Himbeeren
lassen uns tragen
von den vier Winden
Vergesset nicht
es ist unsere
gemeinsame Welt
die ungeteilte
ach die geteilte
die uns aufblühen lässt
die uns vernichtet
diese zerrissene
ungeteilte Erde
auf der wir
gemeinsam reisen
Rose Ausländer (1901-1988)
Die Freunde
Wilhelm
Busch
Zwei
Knaben, Fritz und Ferdinand,
Die gingen immer Hand in Hand,
Und selbst in einer Herzensfrage
Trat ihre Einigkeit zutage.
Sie liebten beide Nachbars Käthchen,
Ein blondgelocktes, kleines Mädchen.
Einst sagte die verschmitzte Dirne:
Wer holt mir eine Sommerbirne,
Recht saftig, aber nicht zu klein?
Hernach soll er der Beste sein.
Der
Fritz nahm seinen Freund beiseit'
Und sprach: Das machen wir zu zweit;
Da drüben wohnt der alte Schramm,
Der hat den schönsten Birnenstamm;
Du steigst hinauf und schüttelst sacht,
ich lese auf und gebe acht.
Gesagt,
getan. Sie sind am Ziel.
Schon als die erste Birne fiel,
Macht Fritz damit sich aus dem Staube,
Denn eben schlich aus dunkler Laube,
In fester Faust ein spanisch Rohr,
Der aufmerksame Schramm hervor.
Auch Ferdinand sah ihn beizeiten
Und tät am Stamm heruntergleiten
In Ängstlichkeit und großer Hast;
Doch eh er unten Fuß gefasst,
Begrüßt ihn Schramm bereits mit Streichen,
Als wollt' er einen Stein erweichen.
Der
Ferdinand, voll Schmerz und Hitze,
Entfloh und suchte seinen Fritze.
Wie angewurzelt blieb er steh'n.
Ach, hätt' er es doch nie geseh'n:
Die Käthe hat den Fritz geküsst,
Worauf sie eine Birne isst.
Seit dies geschah, ist Ferdinand
Mit Fritz nicht mehr so gut bekannt.
An
einen Freund
Friedrich
Hebbel (1813-1863)
Was dir Schlimmes oder Gutes
Auch das Leben bringen kann,
Nimmst du stets gelassnen Mutes
Und zufriednen Sinnes an.
Nur
das Ganze macht dir Sorgen,
Nur, was nie ein Mensch ermisst,
Ob ein Rätsel drin verborgen,
Und ob dies zu lösen ist.
Kann
der Buchstab' denn ergründen,
Was das Wort bedeuten soll?
Wenn sich alle treu verbunden,
Wird es ja von selber voll.
Nimm die Traube, wie die Beere,
Nimm das Leben, wie den Tag!
Was es auch zuletzt beschere,
Immer bleibt's ein Lustgelag!
Lied
der Freundschaft
Perstet amicitiae
semper venerabile Faedus !
Der Mensch hat nichts so eigen,
So wohl steht ihm nichts an,
Als dass er Treu erzeigen
und Freundschaft halten kann;
Wann er mit seinesgleichen
Soll treten in ein Band,
Verspricht sich nicht zu weichen,
Mit Herzen, Mund und Hand.
Die Red' ist uns gegeben,
Damit wir nicht allein
Für uns nur sollen leben
Und fern von Leuten sein;
Wir sollen uns befragen
Und sehn auf guten Rat,
Das Leid einander klagen,
So uns betreten hat.
Was kann die Freude machen,
Die Einsamkeit verhehlt?
Das gibt ein doppelt Lachen,
Was Freunden wird erzählt.
Der kann sein Leid vergessen,
Der es von Herzen sagt;
Der muß sich selbst zerfressen,
Der in geheim sich nagt.
Gott stehet mir vor allen,
Die meine Seele liebt;
Dann soll mir auch gefallen,
Der mir sehr herzlich gibt;
Mit diesen Bundsgesellen
Verlach' ich Pein und Not,
Geh' auf dem Grund der Höllen
Und breche durch den Tod.
Ich hab', ich habe Herzen
So treue, wie gebührt,
Die Heuchelei und Scherzen
Nie wissentlich berührt;
Ich bin auch ihnen wieder
Von grund der Seelen hold,
Ich lieb' euch mehr, ihr Brüder,
Als aller Erden Gold.
Simon Dach (1605-1659)
Meine
Freundin
Die soll nicht meine Freundin sein,
Die nicht die Blumen liebt,
Nicht Blumen gleich dem Himmelsschein
Ihr Herzblatt offen gibt;
Wär' ihre Wange rosenrot,
Ihr Aug ein Himmelblau,
Wär' Sonn' ein Lächeln, das sie bot,
Und ihre Red' ein Tau;
Ob eine Blum' aus Milch und Blut
Sie selber ging' und schwebt',
Aus Blumenschnee und Blumenglut
Gegossen und gewebt;
Und wenn sie nach der Blume, die
Sich auf vom Boden rankt,
Um ihr den Saum zu küssen, nie
Sich niederneigt und dankt;
Und achtet nicht den leisen Trieb,
Der im Verborgnen glüht,
Und ist ihr nur der Flitter lieb,
der in die Augen sprüht-
Ihr Blumen, die ihr still und rein
Blüht, welket und zerstiebt!
Die soll nicht meine Freundin sein,
Die nicht die Blumen liebt.
Friedrich Rückert (1788-1866)
Einem Freunde
Lege das Ohr an die Erde
und höre!..
und du wirst Hufgestampf hören,
in weiter Ferne nur, aber näher
und näher kommend!
Es liegt etwas in der Luft, mein Freund,
es liegt etwas in der Luft!
Hörst du den Wettersturm zur Nacht,
wie's in den alten Eichen gekracht?
wie es die Fensterläden schlug
und heulend im Kamin sich fing?
Sahst du den Himmel heute früh,
wie Blut so rot, brandfackelglüh?!
Es liegt etwas in der Luft, mein Freund,
es liegt etwas in der Luft!
Es ist eine seltsame Zeit, mein Freund,
es ist eine seltsame Zeit!
ein immer toller Gehaste von Jahr zu Jahr!
nichts soll mehr bleiben, wie es war!
nichts soll im alten Gleis mehr gehn
und ruhig, fest und sicher stehn!
Ein jeder redet und redet drein,
und jeder will der Klügere sein!
Der eine hofft dies, der andere das,
und keiner aber weiß so recht: was?!
Es ist eine seltsame Zeit, mein Freund,
es ist eine seltsame Zeit!
Und wie es gestalten sich wird, mein Freund,
und wie es gestalten sich wird?
in welcher Richtung? in welchem Sinn?
ob zu Verderben? ob zu Gewinn?
Die Jungen haben es in der Hand..
die Jungen mit ihrem Jugendmut,
mit ihrem Glauben, mit ihrer Glut!
und wenn sie furchtlos festen Blicks
hinaussehn über ihr kleines Heut
und über Parteigezänk und Neid
dann, glaub ich, gestaltets sich's gut, mein Freund,
dann, glaub ich, gestaltet sich's gut!
aus "Lehr und Wanderjahre | Berg–auf"
Cäsar Flaischlen (1864-1920)
Freundschaft
Freunde sind mir die,
mit denen ich
Essen und trinken und reden
kann.
Die mich in meiner Küche kennen,
Und denen ich sage: Komm, setz
dich ran.
(Keine Probleme und
Komplikationen:
Wie füttert man den? Ist der
Schnaps gut genug?)
Mit denen gemeinsam ich in den
Jahren
Meine und ihre Lasten abtrug:
Krankheit der Kinder und
Weltüberdruss.
Mit denen ich die Nächte
zerrede.
Und doch kommt es niemals zu
einem Schluss.
Das kann auch über Fernen
bestehen.
Auch wenn man sich lange Zeit
nicht sieht:
Halten wir nur aneinander fest,
Was immer sonst auch mit uns
geschieht.
Freundschaften sind wie
Abenteuer,
An die man sein ganzes Leben
setzt.
Versagt man oder wird man
verraten,
Hat man sich mehr als die Haut
verletzt.
Eva Strittmatter (*1930)
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