Havele Hahne
Havele havele Hahne,
Fastennacht geht ane,
Droben in dem Hinkelhaus,
Hängt ein Korb mit Eier raus;
Droben in der Firste,
Hängen die Bratwürste,
Gebt uns die langen,
Laßt die kurzen hangen,
Ri ra rum,
Der Winter muß herum;
Was wollt ihr uns denn geben,
Ein glückseligs Leben,
Glück schlag ins Haus,
Komm nimmermehr heraus.aus
"des Knaben Wunderhorn"
von
Achim von Arnim (1781-1831) |
Anm.:
Zur
Fastnacht gehen die Kinder am Rhein mit einem Korb herum,
in dem ein gebundener Hahn liegt - sie schaukeln mit ihm und singen dazu.
An
Gretchen
Jüngst, als unsere
Mädchen, zur Fastnacht beide verkleidet,
Im Halbdunkel sich scheu erst an der Türe gezeigt,
Dann sich die Blonde als Schäferin dir, mir aber die kleine
Mohrin mit Lachen zumal warf in den offenen Arm,
Und du, Liebste, von fern mein Gefühl nicht ahnend, ins Ohr mir
(Der ich verblüfft dasaß) flüstertest »lobe sie doch« - :
O wie gedacht ich der Zeit, da diese nicht waren, und wir uns
Beide noch fremd, ja du selber noch hießest ein Kind.
Einst und Jetzt im Wechsel - ein fliegender Blitz der Gedanken
Machte mich stumm, und hoch wallte vor Freuden mein Herz.
Eduard Mörike (1804-1875) |
Die
Fastnacht bringt uns Freuden zwar
Die Fastnacht
bringt uns Freuden zwar
Vielmehr denn sonst ein ganzes halbes Jahr,
Ich macht mich auf und thät spazieren gehen,
An einen Tanz,
Mir ward ein Kranz
Von Blümlein Glanz,
Des erfreut ich mich gar sehr.
Ich bot der Jungfrau meinen Gruß,
Ganz freundlich trat sie mir auf meinen Fuß,
Sie sprach: »Gut Gesell, wenn ich dir sagen sollt,
Wenn du nur wollst,
Ich wär dir hold.
Kein Silber und Gold
Ist meiner Lieb ein Sold.
Hinter meins Vaters Hof steht ein Thür,
Da ist weder Schloß noch Riegel dafür,
Da geh hinein, daß man dich nicht seh noch spür,
Sie ist geschmiert,
Daß sie nicht klirrt,
Kein Mensch dich irrt,
Tritt fröhlich hinein zu mir.
Des Nachts hob sich ein Wetter groß,
Das über Berg und tiefe Thal herfloß,
Desselben Wegs mich nie keinmahl verdroß;
Ich stahl mich aus,
Still wie ein Maus,
Und kam ins Haus,
Und lebt im Saus,
Mit der Lieben die ganze Nacht.
aus "Des
Knaben Wunderhorn"
von Achim von Arnim (1781-1831) |
Weil ich nicht am
Fastnachtdienstag
Hatte mitzuschwärmen,
Hab' ich auch am Aschermittwoch
Mich nicht mitzuhärmen.
Wie ich durft' am Fastnachtdienstag
Mich im Stillen härmen,
Darf ich auch am Aschermittwoch
In der Stille schwärmen.
Friedrich Rückert (1788-1866)
Karnevalstraum
(zu einem Bilde)
Ich mach den Karneval sobald nicht wieder mit.
So schlimm ist mir mein Lebtag nicht gewesen,
Und solche Träume hab ich nie geträumt:
Auf einem
harten, kahlen Wege, der der Stadt,
Die ihn nicht halten konnte, fast entlaufen ist
Und nun, ein Bettler, in den Himmel wandert, schreiten
Ein Mann, ein Weib ... Der Mann: robust, gemein,
Ein Raubtier, das sich auf das Fressen freut.
Das Weib: graziös und schlank, halbnackt, im Domino.
Herzlose Blicke stechen aus verbrauchten Augen...
Kein Laster, kein Verbrechen ist ihr neu –
Und jedes hält wie ein Paket in einem Arm
Ein Bein von mir. Mein Körper schleift am Boden.
Und immer,
wenn ich stöhnend meinen Kopf
Versuche zu erheben oder mit den Händen mich
Verzweifelt an die Erde klammern will ...
Fühl ich des Mannes starke Knochen fester
Um meinen Fuß sich legen... fühle, wie des Weibes
Grausames, kühles Fleisch sich plötzlich enger preßt,
Und mutlos, hoffnungslos sink ich zusammen ?
Die beiden
aber schreiten schweigend weiter,
Zu jeder Greueltat mit Lust bereit ...
Alfred
Lichtenstein (1889-1914) |
Karneval
Auch uns, in Ehren sei's gesagt,
Hat einst der Karneval behagt,
Besonders und zu allermeist
In einer Stadt, die München heißt.
Wie reizend fand man dazumal
Ein menschenwarmes Festlokal,
Wie fleißig wurde über Nacht
Das Glas gefüllt und leer gemacht,
Und gingen wir im Schnee nach Haus,
War grad die frühe Messe aus,
Dann können gleich die frömmsten Frau'n
Sich negativ an uns erbau'n.
Die Zeit verging, das Alter kam,
Wir wurden sittsam, wurden zahm.
Nun sehn wir zwar noch ziemlich gern
Die Sach' uns an, doch nur von fern
(Ein Auge zu, Mundwinkel schief)
Durchs umgekehrte Perspektiv.
Wilhelm Busch |
Fastnacht
In den Gassen buntes Treiben,
keiner will zu Hause bleiben.
Luftschlangen und Konfetti bunt
fliegen durch das weite Rund.
Ein Clown steht an der Straßenecke,
fröhlich lachen Mainzer Jecken
und der Gardist in Uniform
bläst sein Lied noch mal von vorn.
Ganz in grün der Polizist,
von einer Närrin frech geküsst,
ein Fremder kann es gar nicht fassen
die ganze Stadt ist ausgelassen.
Elise Hennek
Februar
O wär
im Februar doch auch,
Wie`s ander Orten ist der Brauch
Bei uns die Narrheit zünftig!
Denn wer, so lang das Jahr sich mißt,
Nicht einmal herzlich närrisch ist,
Wie wäre der zu andrer Frist
Wohl jemals ganz vernünftig.
Theodor Storm (1832-1908)
Berliner Fasching
Nun spuckt sich der
Berliner in die Hände
Und macht sich an das Werk der Fröhlichkeit.
Er schuftet sich von Anfang bis zum Ende
Durch diese Faschingszeit.
Da hört man plötzlich von den höchsten Stufen
der eleganten Weltgesellschaft längs
Der Spree und den kanälen lockend rufen:
"Rin in die Escarpins!"
Und diese Laune, diese Grazie, weißte,
die hat natürlich alle angesteckt;
die Hand, die tagshindurch Satin verschleißte,
winkt ganz leschehr nach Sekt.
Die Dame faschingt so auf ihre Weise:
Gibt man ihr einmal schon im Jahr Lizenz,
dann knutscht sie sich in streng geschlossnem Kreise,
fern jeder Konkurrenz.
Und auch der Mittelstand fühlts im Gemüte:
Er macht den Bockbierfaßhahn nicht mehr zu,
umspannt das Haupt mit einer bunten Tüte
und ruft froh: "Juhu!"
Ja, selbst der Weise schätzt nicht nur die hehre
Philosophie: auch er bedarf des Weins!
Leicht angefüllt geht er bei seine Claire,
Berlin radaut, er lächelt...
Jeder seins
Kurt Tucholsky (1890-1935)
Im römischen Karneval
Einst bin ich unterm Maienbaum gelegen,
Und, wie ich lag, hat sich ein Wind erhoben!
Wie sind die Blüten da um mich gestoben!
Wie unermeßlich schien des Frühlings Segen!
Jetzt, deucht mir, seh' ich einen gleichen Regen,
Doch von Gestalten, Licht und Glut gewoben!
Als hätten sich die goldnen Sterne droben
Geschüttelt, welche alles Höchste pflegen.
Vom stillen Reizenden zum Blendend-Schönen,
Es fehlt kein Glied der holden Formenkette,
Und meinen Augen scheint sie nicht zu enden,
Drum reicht den Kranz, die Königin zu krönen,
Nicht mir; denn eh' ich sie gefunden hätte,
Wär' er gewiß verwelkt in meinen Händen!
Christian Friedrich Hebbel (1813-1863) |
Aschermittwoch
Gestern noch ging ich gepudert und süchtig
In der vielbunten tönenden Welt.
Heute ist alles schon lange ersoffen.
Hier ist ein Ding.
Dort ist ein Ding.
Etwas sieht so aus.
Etwas sieht anders aus.
Wie leicht pustet einer die ganze
Blühende Erde aus.
Der Himmel ist kalt und blau.
Oder der Mond ist gelb und platt.
Ein Wald hat viele einzelne Bäume.
Ist nichts mehr zum Weinen.
Ist nichts mehr zum Schreien.
Wo bin ich –
Alfred Lichtenstein (1889-1914)
Aschermittwoch
- Spitzweg
"Aschermittwoch"
- Carl Spitzweg (1808-1885)
Warum steht
Aschermittwoch
eigentlich auf dem Kalender?
Abgesehen von Ostern, Pfingsten, Weihnachten, Silvester, Geburtstag
und drei Wochen Urlaub ist doch immer Aschermittwoch....
Vicco von
Bülow ("Loriot")
Kluge (?) Sprüche
Karneval....
Hinter ihren Masken versteckt, zeigen sie ihr wahres Gesicht,
während sie im Alltag
ihr wahres Gesicht
hinter Masken
verstecken…
unbekannt
Die Vernunft hat nunmehr
Schontag,
denn heut ist Rosenmontag.
Doch leider ist es ziemlich klar,
die Vernunft schont sich das ganze Jahr.
Manfred Rommel (*1928)
Der
Fasching ist die Zeit der Konfettischisten
Georg Kreisler
(*1922)
Lieber
Rosen am Montag als Asche am Mittwoch.
Die
schwierigste Turnübung ist immer noch, sich selbst auf den Arm zu nehmen.
Werner Finck
Auch in der Fastnacht wird es ganz dunkel und nicht nur fast.
Karneval ist doch
wie eine große, friedliche Demonstration.
Hier werden die Polizisten sogar geküsst und nicht beworfen.
Heinz Wacker, Präsident des Bundes Deutscher Karneval
Karneval ist Nonsens in Rheinkultur
Werner Mitsch (*1936), deutscher Aphoristiker
Wer sich nicht selbst zum Besten haben kann,
der ist gewiss nicht von den Besten.
Goethe
Was ist das besondere am schottischen Karneval?
Das Konfetti hängt an einem Gummiband
|