Bücher - Lesen - Worte - Dichtung
Man
sollte alle Tage wenigstens ein kleines Lied hören,
ein gutes Gedicht lesen, ein treffliches Gemälde sehen,
und wenn es möglich wäre, einige vernünftige Worte sprechen.
Johann Wolfgang von Goethe
Der Dichter gibt nicht den Himmel,
der ruht im Herzen dein,
er leiht dir nur den Schlüssel,
damit du kannst hinein.
Aus "Lebensfreude", Sprüche und Gedichte, 6. Aufl., Verlag P. J. Tonger
"Wann,
wenn nicht jetzt?
Lasst uns die Gedichte, Bücher und Geschichten lesen und schreiben, damit etwas
von wahrem Wert entsteht.
Lasst uns die Länder bereisen und die Menschen suchen, deren Bekanntschaft unser
Leben verändert.
Lasst uns endlich die Dinge beginnen, die der Mühen wert sind.
Lasst uns mehr als nur pathetisch zu fordern, selbst wieder handeln!
Wann, wenn nicht jetzt?"
©
O.D. - einem Freund
der Lyrik :-)
Worte sind der Seele Bild -
Nicht ein Bild! sie sind ein Schatten!
Sagen herbe, deuten mild,
Was wir haben, was wir hatten. -
Was wir hatten, wo ists hin?
Und was ists denn, was wir haben? -
Nun, wir sprechen! Rasch im Fliehn
Haschen wir des Lebens Gaben.
Johann Wolfgang von
Goethe
Triffst du einen Menschen,
mit dem zu reden sich lohnt,
und du redest nicht mit ihm,
so hast du einen Menschen verfehlt.
Triffst du einen Menschen,
mit dem zu reden sich nicht lohnt,
und du redest mit ihm,
so hast du deine Worte vergeudet.
Der Weise verfehlt weder einen Menschen,
noch vergeudet er seine Worte.
Konfuzius (551-479 v. Chr.)
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Das Wort |
Wolltet ihr ihm dies beneiden,
Oder etwa gar verleiden;
Wisset nur, daß Dichterworte,
um des Paradieses Pforte
immer leise klopfend schweben
sich erbittend ewges Leben.
Goethe, west-östlicher Diwan
Derb und tüchtig
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Ein Gedicht, aus Worten gemacht. |
Gedichte |
Dichterleben, Himmelsgabe
Dichterleben, Himmelsgabe,
Selbst im Unglück glücklicher -
Als die breiten, kot'gen Pfade
Der Gemeinheit sicherlich.
Friederike
Kempner (1836-1904)
Die armen Worte
Die armen Worte, die im Alltag darben
die unscheinbaren Worte, lieb ich so
Aus meinen Festen schenk ich ihnen Farben
da lächeln sie und werden langsam froh
Ihr Wesen, das sie bang in sich bezwangen
erneut sich deutlich dass es jeder sieht
sie sind noch niemals im Gesang gegangen
und schauernd schreiten sie in meinem Lied.
Rainer Maria Rilke (1875-1926)
“Welche eine Sprach ist schoen,
welche eine Sprach ist reich?
Verschieden in Getoen,
im Sinn sind alle gleich.
Nicht dies’ und jene Sprach entzueckt,
erfreuet mich;
Was mich erfreut, entzueckt,
das ist die Sprach an sich ...”
aus „Die Weisheit des Brahmanen“
von Friedrich Rückert (1788-1866)
Wer Wer Erich Fried (1921-1988 |
Bücher |
Letteritis
Ganz
plötzlich wird es Dir bewußt:
Erkrankt ist Deine Leselust!
Nach welchem Buche Du auch faßt,
Keins, das zu Deiner Stimmung paßt!
Du gibst nicht hin – es gibt nichts her:
Bald ists zu leicht, bald ists zu schwer.
Mit leerem Herzen und Verstand
Starrst Du auf Deine Bücherwand:
Die altbewährte, edle Klassik
Ist Dir auf einmal viel zu massig
Und über die moderne Lyrik
Denkst Du schon beinah ehrenrührig.
Der Reißer selbst, in dessen Flut
Du sonst gestürzt voll Lesewut,
Wirft heut Dich an sein Ufer, flach;
Dein Drang zur Wissenschaft ist schwach;
Und das gar, was sich nennt Humor,
Kommt Dir gequält und albern vor.
Geduld! Laß ab von aller Letter!
Es wird sich ändern, wie das Wetter:
Schon morgen, unverhofft genesen,
Kann Du dann lesen, lesen, lesen!
Eugen Roth (1895-1976)
Bücher
Ein Mensch, von Büchern hart
gedrängt,
An die er lang sein Herz gehängt,
Beschließt voll Tatkraft, sich zu wehren,
Eh sie kaninchenhaft sich mehren.
Sogleich, aufs äußerste ergrimmt,
Er ganze Reihn von Schmökern nimmt
Und wirft sie wüst auf einen Haufen,
Sie unbarmherzig zu verkaufen.
Der Haufen liegt, so wie er lag,
Am ersten, zweiten, dritten Tag.
Der Mensch beäugt ihn ungerührt
Und ist dann plötzlich doch verführt,
Noch einmal hinzusehn genauer –
Sieh da, der schöne Schopenhauer...
Und schlägt ihn auf und liest und liest,
Und merkt nicht, wie die Zeit verfließt...
Beschämt hat er nach Mitternacht
Ihn auf den alten Platz gebracht.
Dorthin stell er auch eigenhändig
Den Herder, achtundzwanzigbändig.
E.T.A. Hoffmanns Neu-Entdeckung
Schützt diesen auch vor Zwangs-Vollstreckung.
Kurzum, ein Schmöker nach dem andern
Darf wieder auf die Bretter wandern.
Der Mensch, der so mit halben Taten
Beinah schon hätt den Geister verraten,
Ist nun getröstet und erheitert,
Daß die Entrümpelung gescheitert.
Eugen Roth (1895-1976)
Poem On A Branch
And when I stuck a poem on a branch
it hung fluttering, the wind left it.
‘Please do take it off, ‘you said,
‘don’t be
stupid, people are coming.’
And they were surprised.
A tree waving a poem.
No time for arguing. We had to go.
‘You won’t remember it tomorrow.’
‘Tomorrow I can write a new poem:
so why worry about such a nothing
A poem is no burden to a branch.
I’ll write as many poems as you ask,
I shall write you a forest of verses.’
And in the end what will become of us?
Soon to forget? In the time of our trouble,
think how somewhere in sudden inspiration
a tree is waving a poem.
And we can smile. We have to go.
Yevgeny Yevtushenko (*1933)
Der Bücher-WURM
Der Bücherwurm ist überall,
in einem Bus, im Wartesaal,
Im U-Bahnschacht und in der Nacht
liest er Bücher mit Bedacht.
Erhard Horst Bellermann
(*1937)
Zwei Bücher
Das eine versprach: "Ich
mache dich klug,
in mir stehen Weisheiten mehr als genug."
das andere meinte: "Ich mache dir Spaß."
Da las ich das Buch und las und las -
und las dann im klugen Buch weiter,
doch das lustige war viel gescheiter.
Hans Baumann
Kritik des Herzens Wer möchte diesen Erdenball Noch fernerhin betreten, Wenn wir Bewohner überall Die Wahrheit sagen täten. Ihr hießet uns, wir hießen euch Spitzbuben und Halunken, Wir sagten uns fatales Zeug, Noch eh' wir uns betrunken. Und überall im weiten Land Als langbewährtes Mittel Entsproßte aus der Menschenhand Der treue Knotenknittel. Da lob' ich mir die Höflichkeit, Das zierliche Betrügen. Du weißt Bescheid, ich weiß Bescheid; Und allen macht's Vergnügen Wilhelm Busch (1832-1908) |
Bibliothek |
B Ü C H E R | ||||||
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reden |
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reisen.... | ||||||
Irgendwann
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Arbeiter der Stirn
Ein Mensch sitzt
kummervoll und stier
Vor einem weißen Blatt Papier.
Jedoch vergeblich ist das Sitzen -
Auch wiederholtes Bleistiftspitzen
Schärft statt des Geistes nur den Stift.
Selbst der Zigarre bittres Gift,
Kaffee gar, kannenvoll geschlürft,
Den Geist nicht aus den Tiefen schürft,
Darinnen er, gemein verbockt,
Höchst unzugänglich einsam hockt.
Dem Menschen kann es nicht gelingen,
Ihn auf das leere Blatt zu bringen.
Der Mensch erkennt, dass es nichts nützt,
Wenn er den Geist an sich besitzt,
Weil Geist uns ja erst Freude macht,
Sobald er zu Papier gebracht.
Eugen Roth
Ausbrechen Wolfgang Bächler (1925) |
Ingeborg Goebel
Schreiben
Auf Papier Funken schlagen,
ohne dass es brennt.
Jeden Tag eine Seite,
auf der immer weniger
steht: Aber unverrückbar.
Mit den Wörtern schlafen gehn,
mit einem Wort erwachen.
Peter Engel (*1940)
Der Lebensfreude Quell
Auch in unserem Jahrhundert
Blieb uns treu das Ideal,
Und in ewig neuer Schönheit
Trifft auch uns sein Himmelsstrahl.
Und der Dichtkunst gold'ne Früchte
Und der Denker Weisheitswort
Finden in den meisten Herzen
Auch noch heut' willkomm'nen Ort.
Dieses Büchlein, das sich schüchtern
kaum getraute in die Welt
Zeigt, daß Großes, Schönes, Edles
Heute noch die Herzen schwellt.
Denn wohin es sich auch wandte,
nahm es siegreich seine Bahn;
Tausend Herzen haben freudig
Ihm die Pforten aufgetan.
Klinget denn, ihr goldnen Worte,
Immer weiter, freudig hell!
Sinn fürs Edle, Große, Schöne
Ist der L e b e n s f r e u d e Q u e l l .
Aus "Lebensfreude", Sprüche und Gedichte,
Verlag P.J. Tonger, Köln
Hof-, Buch- und Musikalienhändler Sr.
Majestät,
des Kaisers und Königs Wilhelm II.
Einem jungen Dichter in's Album
Der Geist genügt sich überall
Wo er in rechter Fülle ist
Und schafft Genüge überall,
wo er in rechter Hülle ist.
Der Weg liegt allen offenbar
Doch schwer ist's ihn zu wandeln,
Wie alle Weisheit leicht und klar,
Doch schwer danach zu handeln!
Friedrich Martin Bodenstedt (1819-1892)
Die
Dichter
Siehst du sie tanzen im
rhythmischen Takte, lustig und lieblich,
Und mit attischem Witz würzen das züngelnde Lied;
Hörst du mit Zauber-Gesäusel erzälen vom mächtigen Eros
Und der Cypria Kunst- hat sie Apollo gelehrt:
Doch, hörst du voll Tugend -Gefühl,
Wie Wehen im sausenden Eichwald,
Wie Wogen-Gedröhn am Urfels
Ein kriegrisches Lied;
Vernimmst du die Thaten der Vorwelt
Im Sangliods- Hall,
Vergleichbar erschütterndem Donner -Gerolle
Und reißendem Sturm',
Und dennoch lieblich, wie Lüftcherr
Im blumigen Lenze,
Und hell, wie des Himmels
Harmonische Weisen-
Ha! Solch Helden -Gesang
Hat Braga gelehrt.
Freiherr von Münchhausen, 1802
Dass keine, welche lebt, mit
Deutschlands Sprache sich
In den zu kühnen Wettstreit wage!
Sie ist, damit ich's kurz, mit ihrer Kraft es sage,
Aus mannigfaltiger Uranlage
Zu immer neuer, und doch deutscher Wendung reich;
Ist, was wir Selbst in jenen grauen Jahren,
Als Tacitus uns forschte, waren,
Gesondert, ungemischt, und nur sich selber gleich.
Friedrich Gottlieb Klopstock (1724-1803)
Ein Dichter darf mit seinen
Sachen
uns wütend, darf uns rasend machen,
wir steckens schließlich ruhig ein,
wer wird denn immer »Kreuzigt!« schrein?
Nur eins wird man ihm nie verknusen,
und gäbs statt neun selbst
neunzig Musen:
Wenn er in Reimen wäßrig tränt,
indes sein armer Leser gähnt.
Drum wer uns langweilt oder ledert,
verdient, daß man ihn teert und federt!
Arno Holz (1863-1929)
Ein anspruchsvolles Buch will im
Zu- |
Nur jener Dichter
wird umworben,
der pflegeleicht ist,
weil gestorben!
So wart` ich denn
aus lauter Not
auf Dichters Tod
im Morgenrot,
auch wenn ich weiß,
es gibt ihn nie,
den Dichterruhm
mit Garantie!
© G.
Segessenmann alias Georg von Signau
Mußt kein Gedicht durch
tiefes Sinnen Dem Dichter muß zu muthe
seyn, Wer so das edle Dichten
treibt, Johann Peter Eckermann (1792-1854) |
Die Feder kritzelt |
Grammatische Deutschheit Neulich deutschten auf deutsch vier deutsche Deutschlinge deutschend, Sich überdeutschend am Deutsch, welcher der deutscheste sei. Vier deutschnamig benannt: Deutsch, Deutscherig, Deutscherling, Deutschdich: Selbst so hatten zu deutsch sie sich die Namen gedeutscht. Jetzt wettdeutschten sie, deutschend in grammatikalischer Deutschheit, Deutscheren Komparativ, deutschesten Superlativ. "Ich bin deutscher als deutsch." "Ich deutscherer." "Deutschester bin ich." "Ich bin der Deutschereste oder der Deutschestere." Drauf durch Komparativ und Superlativ fortdeutschend, Deutschten sie auf bis zum - Deutschesteresteresten, Bis sie vor komparativistisch- und superlativistischer Deutschung Den Positiv von deutsch hatten vergessen zuletzt. Friedrich Rückert (1788-1866) |